Bericht: „Medienmündigkeit. gesund aufwachsen & digital-kompetent werden“

Brücke an der Waldorfschule Weimar

Wertvolle Essenzen eines Online-Fachtages, von Mandy Escher aus dem Medienarbeitskreis zusammengefasst

1500 TeilnehmerInnen aus verschiedenen Bereichen wie Bildung, Medizin, Soziales, Medien, Wissenschaft nahmen am 4. März 2021 am Onlinefachtag teil. Konsens in allen vier gehaltenen Vorträgen mit unterschiedlichem Forschungsschwerpunkt war dieser:

Die Technik per se ist nicht schlecht. Wir müssen uns aber immer wieder fragen, wie wir mit ihr umgehen, wie wir sie nutzen.

Während der Tagung wurde über die Erfahrungen aus den Zeiten des Homeschoolings und der damit verbundenen Nutzung digitaler Medien vielfältig reflektiert.

Prof. Dr. Sigrid Hartong von der Helmut Schmidt Universität Hamburg zum Thema „Unblack the box – ein Blick hinter die Kulissen digitaler Bildungssteuerung“ konstatiert in dem ersten Vortrag:

  1. Es braucht BESTIMMTE Formen von Digitalisierung.
  2. Es braucht eine PÄDAGOGISCHE Fundierung.
  3. Es braucht ein MITBERÜCKSICHTIGEN ganz unterschiedlicher Dimensionen/Perspektiven (vor allem bezüglich möglicher Risiken).

Weiter spricht sie an, dass digitale Tools Dinge mit ihren NutzerInnen machen: So konstruieren sie bestimmte Wahrnehmungen von Bildung und machen sich die Emotionalität sowie die Irrationalität des Menschen zunutze, um bestimmte Entscheidungsketten ‚anzustupsen‘ (Nudging). Als Beispiel wird die Gamifizierung genannt (= „Gamification is never just fun“). Doch auch Belohnungs- und Bewertungssysteme sind dafür bekannt. Wir müssen wissen: Daten sind niemals neutral. Sie sind „wirkmächtige Formen der In-Wertsetzung und Selektion“ (Prof. Hartong).

Prof. Hartong nennt Fragen, die lohnenswert sind innerhalb des Kollegiums oder mit SchülerInnen diskutiert zu werden:

  • Inwieweit gibt ein Tool Möglichkeit der Gestaltbarkeit (z.B. Ein/Ausschalten von Funktionen auch für SchülerInnen) bzw. inwieweit ist man einer Modellierung ausgeliefert?
  • Wer verkauft mir dieses Tool mit welcher Logik (Behörde, Privatanbieter…)? Ist dieser Anbieter ansprechbar und pädagogisch vertrauenswürdig?
  • Wie viel „Raum“ nimmt dieses Tool mit welcher Logik ein (inklusive Bildschirmzeit)? Bleiben ausreichend unbeobachtete / pädagogisch geschützte Räume?
  • Welche Formen des Nudgings, der Gamifizierung usw. gibt es? Haben wir Raum zu thematisieren, was ein Tool mit uns macht und ob wir das wollen?
  • Wo fließen die Daten hin (und zwar unanonymisiert UND pseudoanonymisiert)?
  • Habe ich auf dem Schirm, dass ich viele Elemente digitaler Mündigkeit auch analog umsetzen kann?

Ziel ist ein (selbst) bewusster Umgang mit digitalen Medien.

Bildungseinrichtungen können sich immer wieder fragen, ob ihnen bewusst ist, dass digitale Bildung auch analog umgesetzt werden kann, und ob sie Ressourcen (Raum und Zeit) schaffen wollen, um über Daten, Tools und Algorithmen zu reflektieren und dabei alle relevanten Gruppen (z.B. Eltern, Lehrkräfte, …) einbeziehen.

Für mehr siehe www.unblackthebox.org

Prof. Dr. Klaus Zierer von der Universität Augsburg stellt im dritten Vortrag zu „Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Bildung“ heraus, dass erfolgreiches Lernen nicht von digitalem und analogem Unterricht abhängt: „Man muss die Sache gut machen, dann wirkt sie.“ Er nennt folgende Faktoren, die hierfür bestimmend sind:

  • Einsatz und Anstrengung;
  • Kooperation und Austausch;
  • Umwege und Irrwege;
  • positive Beziehungen;

Erfolgreiches Lernen erfordert:

  • Herausforderungen anstatt Unter- oder Überforderung;
  • intensive Gespräche und Rückmeldungen;
  • eine gemeinsame Vision.

Prof. Zierer nennt den Begriff der „Kollektiven Wirksamkeitserwartung“, der maßgeblich am Erfolg des Lernens im Digitalisierungszeitalter beteiligt ist. Hiermit ist gemeint, dass ein guter Austausch im Kollegium hochwirksam das effektive Lernen beeinflusst. Deswegen sollte das gesamte Kollegium an Weiterbildungen teilnehmen, nicht nur einzelne Lehrende. Erfolgreiches Lernen findet nur statt, wenn die Elternhäuser und die Schule gemeinsame Wege zum Wohle der Kinder gehen, wenn es um die Digitalisierung geht.

Am Ende seines Vortrags steht die Frage: Welches Resümee kann aus den Erfahrungen des Homeschoolings formuliert werden?

Antwort: Schule muss NEU gedacht werden.

Was brauchen SchülerInnen heute?

Antwort: SELBSTSTÄNDIGKEIT des Lernens.

Prof. Dr. Paula Bleckmann von der Alanus Hochschule in Alfter nennt im letzten Vortrag unter anderem die Kriterien, die einen späteren selbstbestimmten, aktiven, kritisch-reflektierten Umgang mit digitalen Medien erst ermöglichen:

  • Analog vor digital.
  • Produzieren vor Konsumieren.
  • Durchschaubarkeit!

Die Präsentationen der Fachvorträge und die Zusatzinformationen stehen zum Zugriff auf www.echt-dabei.de zur Verfügung. Der gesamte Fachtag kann noch immer auf vimeo angeschaut werden (https://vimeo.com/504283964).

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